Freiheit auf drei Rädern: Inklusionspreis in der Kategorie „Freizeit und Sport“ für das Projekt „MS-Freirad“

Inklusionspreis
Nichts sei vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren, wusste schon John F. Kennedy. Das Bild zeigt in der ersten Reihe von links: stellvertretende Landrätin Brigitte Meyerdierks und die beiden Bezirksrätinnen Karin Renner und Christina Feiler. Dahinter von links: Bürgermeister Jochen Vogel, Stadtrat Heribert Übelacker, André Pfister, Bezirkstagsvizepräsidentin Eva Maria Linsenbreder und Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel. (Foto: Mauritz)

Bad Brückenau. (mm) Beim Radfahren kommt es darauf an, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Leider gibt es aber auch Menschen, die sich schwertun, die Balance zu halten – etwa Menschen, die von Multipler Sklerose betroffen sind. Für sie hatte André Pfister von der MS- Selbsthilfegruppe Bad Brückenau vor ein paar Jahren eine bahnbrechende Idee: um ihnen zu ein wenig Fahrrad-Freiheit zu verhelfen, schaffte die MS-Selbsthilfegruppe Liegedreiräder an, um sie kostenlos an Gehandicapte zu verleihen. André Pfister ging es um die „Freiheit auf drei Rädern“ und ließ sich daher das Wortspiel „MS-Freirad“ einfallen. Für ihr bemerkenswertes Inklusions-Projekt wurde die Bad Brückenauer Initiative am Donnerstag (24. November) mit dem Unterfränkischen Inklusionspreis in der Kategorie „Freizeit und Sport“ geehrt.

„Wir sind für ein Recht auf Wind im Haar in jedem Lebensalter!“, machte André Pfister während der kleinen Feierstunde in der Georgi-Kurhalle seinen Standpunkt deutlich. Einen Teil der passenden Sportgeräte hatte er mitgebracht. Und so konnten zwei verschiedene Liegedreiräder, ein Scooter-Dreirad, ein Stufentandem und sogar eine klassische Fahrrad-Rikscha von den Anwesenden im Kurhallen-Saal begutachtet werden.

Bewegung sei wichtig, stellte auch Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel fest, der den mit 2.500 Euro dotierten Preis überreichte. Der Bezirk Unterfranken wolle mit seinem Inklusionspreis Maßnahmen, Projekte oder Angebote in Unterfranken auszeichnen, die „die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung im Alltag nachhaltig und konkret verbessern oder einen spürbaren Beitrag zu ihrer Teilhabe am Leben in der Gesellschaft leisten“. Teilnehmen könnten alle in Unterfranken ansässigen Organisationen und Einrichtungen, Vereine, Hilfsorganisationen, Bildungseinrichtungen und ähnliche Institutionen sowie Firmen und Einzelpersonen. Eine große Rolle spiele dabei das bürgerschaftliche Engagement. Wie Dotzel weiter sagte, werde der Preis an sich in fünf verschiedenen Kategorien ausgelobt, nämlich für den Bereich „Arbeit“ sowie „Wohnen“, „Bildung und Erziehung“, „Kultur, Natur und Umwelt“ und „Freizeit und Sport“. In diesem Jahr gebe zudem einen Sonderpreis für „besonderes, langjähriges gesellschaftliches Engagement im Bereich der Inklusion“ als sechste Kategorie.

Wie André Pfister sichtlich stolz auf die Auszeichnung betonte, sei die Bad Brückenauer MS-Gruppe im vergangenen August in vier Etappen bis Schweinfurt gefahren. Mit rund zehn Liegedreirädern, zwei Tandems und etlichen Zweirädern sei es die beiden ersten Tage entlang der Sinn bis zu deren Mündung in die Fränkische Saale gegangen und dann die Wern aufwärts bis Schloss Werneck. Nach einer Besichtigung des dortigen Schlossparks sei man zurück ins Maintal geradelt, wo der Ausflug nach rund 110 Kilometern in Schweinfurt endete.

Ein herzliches Dankeschön für die Aktion sprach die Behindertenbeauftragten des Bezirks, Karin Renner, dem Verein und seinen ehrenamtlichen Helfern aus. Oft seien es die Einzelschicksale, die Anstoß für solche Initiativen seien, sagte sie auch im Namen ihrer Stellvertreterin Christina Feiler. „Wenn wir zusammenhalten, bringen wir die Inklusion voran!“

Eröffnet hatte die Feierstunde der Bad Brückenauer Bürgermeister Jochen Vogel. Multiple Sklerose sei ein Thema, das bei vielen Menschen nicht präsent sei. Umso wichtiger sei es, „einen anderen Blick auf die Dinge“ zu gewinnen. Das Projekt „MS-Freirad“ lobte er als ein „Angebot an Menschen, die nicht mehr so beweglich seien“, um ihnen die Teilhabe auch am sportlichen Leben zu ermöglichen.

Bad Brückenaus Altbürgermeisterin und stellvertretende Landrätin Brigitte Meyerdierks erinnerte in ihrem Grußwort daran, dass sie die Anfänge des Projekts noch selbst erlebt habe. Ihr Landkreis Bad Kissingen sei eine Gesundheitsregion. „Es steht uns daher gut an, die MS-Selbsthilfegruppe zu unterstützen“, sagte sie. In diesem Zusammenhang dankte sie dem Bezirk Unterfranken für dessen Unterstützung. Das Projekt „MS-Freirad“ zeige, „dass alles geht, wenn man dahintersteht“, betonte Meyerdierks.

Pressemitteilung von Dr. Markus Mauritz (Bezirk Unterfranken)